Wenn ein Prostatakarzinom (Prostatakrebs) diagnostizierte wurde, stellt sich natürlich unmittelbar die Frage nach der besten Therapie. Diese Frage lässt sich allerdings nicht pauschal beantworten, da die Therapie entscheidend von dem Tumorstadium abhängt.
Es gibt ein sehr frühes Stadium, das sogenannte insignifikante Prostatakarzinom, in dem eine sofortige Therapie nicht zwingend erforderlich ist. In diesen Fällen kann eine aktive Überwachung des Tumors (active surveillance) durchgeführt werden. Ob ein solches Stadium vorliegt, hängt in erster Linie von dem Ergebnis der Prostatabiopsie ab.
Wenn ein Prostatakarzinom in einem lokalisierten Stadium vorliegt, das aufgrund seiner feingeweblichen Merkmale nicht überwacht, sondern behandelt werden sollte, stehen verschiedene operative und strahlentherapeutische Optionen zur Verfügung.
Eine besondere Herausforderung stellt das lokal fortgeschrittene und das metastasierte Prostatakarzinom dar. Am Anfang der Diagnostik steht auch hier immer die Prostatabiopsie durch den Urologen, entweder als randomisierte oder besser als Fusionsbiopsie . Wenn der PSA-Wert größer als 20 ng/ml ist und/oder das Ergebnis der Biopsie einen aggressiven Tumor vermuten lassen, sollten weiterführende radiologische Untersuchung durchgeführt werden. Durch eine Skelettszintigraphie können Metastasen (Absiedelungen) in den Knochen erkannt werden, durch eine Computertomographie können vergrößerte Lymphknoten festgestellt werden.
Sollten in diesen Untersuchen keine Metastasen festgestellt werden, kann eine lokale Therapie, wie zum Beispiel die operative Entfernung der Prostatadurchgeführt werden. Wenn der Tumor die Kapsel der Prostata durchbrochen hat oder in benachbarte Strukturen wie Samenblasen oder andere angrenzende Organe eingewachsen ist, spricht man von einem lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom. In diesen Fällen ist eine Heilung durch eine Operation möglich, die Gefahr für ein Rezidiv (erneutes Auftreten des Tumors nach erfolgter Therapie) ist aber erhöht und gegebenenfalls ist eine anschließende Bestrahlung erforderlich.
Hat der Prostatakrebs in einem größeren Umfang in die Lymphknoten gestreut oder sind Metastasen in den Knochen oder in der Leber nachweisbar, macht eine lokale Therapie nach aktuellen Erkenntnissen keinen Sinn. Bei diesen Patienten liegt eine systemische, das heißt den ganzen Körper betreffende Erkrankung vor, so dass eine Behandlung nötig ist, die den ganzen Körper erreicht und nicht nur die Prostata. In diesen Fällen kann der Prostatakrebs zwar über viele Jahre kontrolliert werden, eine vollständige Heilung ist allerdings nicht möglich.
Die Therapie der ersten Wahl beim metastasierten Prostatakrebs ist eine Hormontherapie, die sogenannte Androgendeprivation. Bei dieser Behandlung wird in der Regel alle drei Monate vom Urologen eine Spritze verabreicht, die den Testosteronwert im Blut auf Kastrationsniveau absenkt, wodurch das Prostatakarzinom aufhört zu wachsen. Dieser Effekt ist aber zeitlich begrenzt, so dass nach 24 bis 36 Monaten in 50% der Fälle das Prostatakarzinom trotz sehr niedrigem Testosteronspiegel wieder beginnt zu wachsen. In diesem Stadium spricht man von einem kastrationsresistenten Prostatakarzinom (CRPC). In der Therapie des CRPC wurden in den letzten Jahren zahlreiche erfolgreiche Medikamente entwickelt. Mit Abiraterone und Enzalutamid stehen gut verträgliche Präparate in Tablettenform zu Verfügung, die ebenfalls in den Testosteronhaushalt eingreifen und den Prostatakrebs in diesem Stadium wieder bremsen können. Docetaxel und Cabazitaxel sind Chemotherapeutika, die in diesem Tumorstadium ebenfalls eingesetzt werden können.
Wenn schmerzhafte Knochenmetastasen vorliegen können diese bestrahlt werden, was einen sehr guten Effekt auf die Schmerzen hat. Eine der neuen medikamentösen Entwicklungen in der Therapie von Knochenmetastasen stellt Radium-223-dichlorid dar. Diese Substanz wird dem Patienten als Infusion verabreicht, reichert sich in den Knochen an und bewirkt als sogenanntes Radionuklid eine Bestrahlung des Knochens von innen.
Die therapeutischen Möglichkeiten in der Behandlung des lokale fortgeschrittenen und des metastasierten Prostatkarzinom haben sich in den letzten Jahren erheblich weiter entwickelt, so dass auch in diesen Stadien häufig eine Lebenserwartung von mehreren Jahren in guter Lebensqualität möglich ist.