Was bringt der PSA-Wert?

Vor ca. 7 Jahren wurde in den USA eine Studie aufgelegt, um den Stellenwert der PSA-Bestimmung in der Früherkennung des Prostatakrebses zu erheben. In dieser sogenannten PLCO-Studie wurden über 76.000 Männer in zwei Gruppen aufgeteilt. In der einen Gruppe wurde regelmäßig der PSA-Wert bestimmt in der anderen Gruppe sollte der PSA Wert nicht bestimmt werden. Sieben Jahre später wurde die Sterblichkeit durch Prostatakrebs untersucht. Das Ergebnis war ernüchternd: Es konnte kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden, der PSA Wert hatte keinen messbaren Einfluss auf das Sterberisiko durch Prostatakrebs.

Wie sich jetzt herausstellte war die Studie mit massiven Fehlern behaftet. Der folgenschwerste war, dass die Männer in der Kontrollgruppe, die den PSA-Wert nicht bestimmen lassen sollten, dies dennoch getan haben. Letztendlich ließen 90% der Männer in der Kontrollgruppe ihren PSA-Wert bestimmen, so dass in der Auswertung der Studie zwei nahezu identische Gruppen miteinander verglichen wurden. Dass sich dabei kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen nachweisen lies ist natürlich kein Wunder.

Dieser folgenschwere Fehler hatte massive Konsequenzen. Aufgrund dieser Studie riet die US-amerikanische USP-Taskforce (U.S. Prevention Services), eine wichtige Institution für die öffentliche Gesundheitsvorsorge in den USA, von der Durchführung des PSA Tests ab. Seit dieser Entscheidung werden in den USA ca. 30% weniger Prostatakarzinome entdeckt.

Hochrechnungen gehen davon aus, dass durch den nicht mehr durchgeführten PSA Test in den USA bis zum Jahr 2025 etwa 60.000 Männer am Prostatakarzinom sterben werden. Die Auswirkungen auf andere Länder sind in diesen Zahlen noch gar nicht berücksichtigt. So hat auch in Deutschland die Verunsicherung der Männer in Hinblick auf die Sinnhaftigkeit der PSA Bestimmung zugenommen. Dabei ist der Vorteil durch die Bestimmung des PSA Wertes in der Früherkennung des Prostatakarzinoms eindeutig bewiesen. Der Überlebensvorteil durch die PSA Bestimmung liegt bei ca. 30%.

Es ist allerdings in diesem Zusammenhang wichtig drauf hinzuweisen, dass nicht jedes diagnostizierte Prostatakarzinom zwingend sofort behandelt werden muss. Wenn entsprechende Kriterien vorliegen, kann ein solcher Tumor auch aktiv überwacht werden.

Es geht also nicht darum, möglichst viele Prostatakarzinome zu diagnostizieren, sondern darum, die Karzinome, die dafür verantwortlich sind, dass das Prostatakarzinom in Deutschland die dritthäufigste tumorbedingte Todesursache ist, zu identifizieren. Dieser wichtige und manchmal komplexe Weg beginnt mit einer sehr einfachen Diagnostik: Der Bestimmung des PSA-Wertes.

Priv.-Doz. Dr. med. Tobias Engl

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