Die Therapie des lokalisierten Prostatakarzinoms

Die Therapie des lokalisierten Prostatakarzinoms

Die Therapie des Prostatakarzinoms ist ein umfassendes Thema. Im Wesentlichen richtet sich die Therapie nach dem feingeweblichen Untersuchungsergebnis des Gewebeproben der Prostatabiopsie, den Ergebnissen der Umgebungsuntersuchungen (auch Staginguntersuchungen genannt) und natürlich dem Wunsch des Patienten.

Zeigen die Staginguntersuchungen einen auf die Prostata begrenzten Tumor, dann stehen drei schulmedizinisch anerkannt Therapiekonzepte zur Verfügung:

Alle drei Therapiekonzepte sind in der Lage ein Prostatakarzinom so zu behandeln, dass der Patient von dem Karzinom geheilt ist bzw. nichts von dem Prostatakarzinom bemerkt. Zur Therapieplanung ist es daher extrem wichtig, dass die Prostatabiopsie nach den anerkannten Richtlinien durchgeführt wird. Nur dann kann der Urologe eine exakte Einschätzung der Bösartigkeit des Karzinoms machen und eine detaillierte Aussage hinsichtlich der passenden Therapieoption abgeben.

Die Forschungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass längst nicht jedes Prostatakarzinom einer definitiven Therapie (Operation oder Bestrahlung) bedarf. Viele der gefundenen Prostatakarzinome sind von der feingeweblichen Untersuchung (der so wenig aggressiv, dass deren Träger in seiner Restlebenszeit häufig nichts von dem Tumor in der Prostata bemerken wird. Daher wurde das Konzept der Active Surveillance (das aktive Zuwarten) eingeführt. Hierbei wird das Prostatakarzinom regelmäßig mit Bestimmung des PSA Wertes, Abtastuntersuchung, Ultraschalluntersuchung und gelegentlichen Prostatabiopsien kontrolliert. Bei einigen Patienten verändert sich das Karzinom im laufe der Zeit und benötigt dann doch eine definitive Therapie, jedoch bei dem Großteil der Patienten ist keine definitive Therapie notwendig. Die Durchführung dieses Therapiekonzeptes bedarf eines sehr organisierten Vorgehens seitens der Praxis und einen sehr gewissenhaftes und regelmäßiges Teilnehmen des Patienten. Dann ist dieses Konzept sicher und zuverlässig und erspart dem Patienten die Operation oder Bestrahlung des Prostatakarzinoms.

Für die aggressiveren Prostatakarzinome bedarf es einer der bereits erwähnten definitiven Therapieoptionen. Beide Therapiekonzepte, die Bestrahlung, sowie auch die operative Therapie sind in der Lage ein Prostatakarzinom, das auf die Prostata beschränkt ist (lokalisiertes Prostatakarzinom) zu heilen. Dabei sind die Bestrahlungs- und die Operationstherapie in ihrem Nebenwirkungs- und Kompliaktionsprofil in etwas ebenbürtig. Bei den Therapiefolgen geht es in erster Linie um die Kontinenz und die Potenz (Erektionsfähigkeit). Die Patienten befürchten insbesondere die Inkontinenz, wobei viele der mir vorstelligen Patienten eine völlig überzogene Vorstellung von der Inkontinenz nach Prostatakarzinomtherapie haben. Die allermeisten Patienten welche sich einer Operation oder Bestrahlung des Prostatakarzinoms unterzogen haben und die Therapie in einem renommierten Zentrum haben vornehmen lassen, benötigen nach der Maßnahme keine oder eine kleine Sicherheitsvorlage täglich. Etwa 5% der Patienten klagen über tropfenweisen Urinverlust und benötigen eine bis max. zwei Vorlagen pro Tag. Etwa 2-3% der Patienten nach Radikaloperation der Prostata klagen über höhergradige Inkontinenz. Für die Erektionsstörungen gilt (insofern man in einem ausgewiesenem Zentrum operieren lässt), dass bei Erhaltung der Erektionsnerven etwa 40 – 70% der Patienten über Spontanerektionen verfügen. Die Restlichen 60 – 30% benötigen unterstützende Therapien für die Erlangung von für den Geschlechtsverkehr ausreichenden Erektionen.

In den letzten Jahrenzehnten wurden immer wieder neue Verfahren zur Behandlung des Prostatakarzinoms entwickelt. So beispielsweise die Brachytherapie (Einbringung von Strahlenquellen direkt in die Prostata), die Kryotherapie (Vereisung der Prostata), die HIFU-Therapie (Erwärmung der Prostata durch hochintensiven fokussierten Ultraschall) und die irreversible Elektroporations Therapie (IRE, Zerstörung der Zellmembran durch kurze Stromstöße). Keine dieser Therapieoptionen hat einen relevanten Durchbruch oder gar eine Verdrängung der Standardtherapien erreicht. In den letzten Jahren wurden insbesondere fokale Therapieverfahren (ausschließliche Behandlung der Tumor tragenden Anteile der Prostata) mit der HIFU und IRE Methode untersucht. Hierbei ließ sich in vielen kleinen Untersuchungen häufig eine verbesserte Nebenwirkungsrate zeigen. Die große Problematik dieser Fokaltherapie stellt die Multifokalität des Prostatakarzinoms dar (Tumorwachstum an unterschiedlichen Stellen in der Prostata). Sehen sie zu diesem Thema auch den Bericht „Multifokalität des Prostatakarzinoms“ in diesem Ratgeber.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die drei Standardtherapiekonzepte das Prostatakarzinom effektiv, nebenwirkungsarm und entsprechend seiner Bösartigkeit behandeln können. Sämtlich anderen Therapieoptionen benötigen weiterhin intensive Untersuchung in Form von Studien und sollten dabei einen Vorteil gegenüber der Standardtherapie zeigen.

Wenn Sie noch Fragen zu diesem Thema haben sprechen Sie mich bitte an.

Prof. Dr. med. Wolf-D. Beecken

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