Extrakorporale Stosswellentherapie

Extrakorporale Stosswellentherapie (ESWT)

Die Extrakorporale Stosswellentherapie (ESWT) ist eine moderne, schonende Therapiemethode, bei der Schallwellen in bestimmte Körperareale geleitet werden, um dort regenerative Gewebewirkungen zu entfalten. Bereits Anfang der 80iger Jahren wurde die ESWT von Urologen für die berührungsfreie Behandlung von Nierensteinen entwickelt. Nachfolgend wurde die ESWT auch in anderen Bereichen der Medizin fest etabliert. Sie wird beispielsweise in der Orthopädie seit vielen Jahren mit großem Erfolg eingesetzt. Mit Hilfe dieser innovativen Heilmethode können krankhafte Veränderungen am Bewegungsapparat gezielt behandelt werden. Hinsichtlich der Wirkungsweise geht man davon aus, dass die energiereichen Stosswellen im Gewebe nicht nur krankhafte Kalkablagerung beseitigen, sondern Botenstoffe („Mediatoren“) freisetzen und die Neubildung von Blutgefäßzellen aktivieren können. Dadurch wird die Durchblutung gesteigert und der Gewebestoffwechsel verbessert. Das geschädigte Gewebe kann sich regenerieren.

Neben der Behandlung von Nieren- und Harnleitersteinen wird die ESWT seit einiger Zeit in der Urologie auch für die Therapie organisch bedingter Erektionsstörungen, bei schmerzhaften Plaquebildungen des Penis (Induratio penis plastica) und beim Beckenschmerzsyndrom (chronisch-wiederkehrende Prostataentzündung) mit beachtlichen Ergebnissen eingesetzt.

Erektile Dysfunktion

Erektionsstörungen sind häufig - mindestens 30% aller über 40 jährigen Männer sind betroffen. Eine erektile Dysfunktion kann psychisch und/oder organisch bedingt sein. Ursache organischer Erektionsstörungen sind vor allem Durchblutungsstörungen aufgrund einer Fehlfunktion bzw. einer krankhaften Veränderung der Blutgefäße in den Penisschwellkörpern. Durch die eingeschränkte Durchblutung kann keine ausreichende Erektion (Gliedversteifung) mehr erreicht werden. Betroffen sind nicht selten Männer mit weiteren Gefäßveränderungen an anderen Organen, zum Beispiel an den Herzkranzgefäßen. Diese Gefäßveränderungen können in der Folge eines Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), einer Fettstoffwechselstörung oder einer arteriellen Hypertonie (Blutdruckerhöhung) auftreten.

Bei der ambulant durchgeführten ESWT der erektilen Dysfunktion werden niedrig-energetische Stoßwellen auf insgesamt sechs verschiedene Areale des Penis angewendet. Dadurch werden regenerative Prozesse in den Schwellkörpern in Gang gesetzt und die Durchblutung des Penis nachhaltig verbessert. Insbesondere für Patienten, die auf die gängige medikamentöse Therapie mit sogenannten PDE-5 Hemmern (z.B. Sildenafil, Tadalafil etc.) nicht ansprechen, ist die ESWT eine erfolgversprechende und innovative Methode. So konnte in mehreren aktuellen Studien gezeigt werden, dass Männer mit gefäßbedingter Erektionsstörung bereits nach wenigen ESWT-Sitzungen zu je 15 Minuten eine gute Aussicht haben, eine für einen Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion zurückzugewinnen. Im Vergleich zur medikamentösen Therapie ist die ESWT eine nachhaltigere, auf die Ursache der gefäßbedingten Funktionsstörung abzielende Behandlung. Aufgrund ihrer Wirkungsweise und der überzeugenden Ergebnisse hat die ESWT mittlerweile in Expertenkreisen einen festen Platz im therapeutischen Spektrum der Behandlung von Potenzstörungen gefunden.

Induratio penis plastica (IPP)

Die Induratio penis plastica ist eine entzündlich bedingte Knoten- („Plaque-“) bildung im Bereich des Penisschwellkörpers, die mit Schmerzen, einer Verkrümmung des Penisschaftes und oft mit einer Erektionsstörung einhergeht. Führten medikamentöse Therapieversuche einschließlich der Injektion entzündungshemmender Substanzen in die Plaques zu keinem Erfolg, blieb bislang nur eine aufwendige kostspielige und teils komplikationsträchtige operative Behandlung. Die Stosswellenbehandlung von Schwellkörperveränderungen wird seit kurzem auch bei Patienten mit IPP mit großem Erfolg eingesetzt.

Die gezielte Anwendung der ESWT ist insbesondere im Stadium der schmerzhaften Plaquebildung hervorragend geeignet, den schmerzhaften Entzündungsprozess und das Voranschreiten der Erkrankung zu stoppen und die Regeneration des Schwellkörpers in die Wege zu leiten.

Chronisches Becken-/Prostataschmerzsyndrom

Zeichen des chronischen Becken-/Prostataschmerzsyndroms des Mannes sind dauerhafte oder in einem Zeitraum von 6 Monaten regelmäßig wiederkehrende Schmerzen im Bereich der Prostata mit möglicher Ausstrahlung in Unterbauch, Leisten, Hoden und den Damm-/Enddarmbereich. Negative Auswirkungen auf die Psyche, Beschwerden beim Wasserlassen oder Störungen der Sexualfunktion sind häufige Begleiterscheinungen. Betroffen sind Schätzungen zufolge 2-5% aller Männer. Die Ursachen des chronischen Becken-/Prostataschmerzsyndroms sind nicht eindeutig geklärt. Vermutlich handelt es sich um eine nicht-bakteriell bedingte Entzündung der Prostata, bei der immunologische, muskuläre sowie psycho-vegetative Faktoren eine Rolle spielen. Zur Therapie wurden bislang fast ausschließlich Medikamente wie Alfa-Rezeptorenblocker, entzündungshemmende Substanzen und Phytotherapeutika (Gräser und Pollenextrakte) eingesetzt, nicht selten allerdings mit unbefriedigenden Ergebnissen.

Die perineale Stosswellentherapie (ESWT) ist ein neues Verfahren in der Behandlung des chronischen Prostatitis/Beckenschmerzsyndroms. Hierbei werden energiereiche Stoßwellen über den Damm auf die Prostata fokussiert, um eine Regeneration des entzündlich veränderten Gewebes zu bewirken. Die Wirksamkeit der ESWT ist wissenschaftlich überprüft. So konnte in mehreren Studien ein positiver Effekt der ESWT auf die Schmerzsymptomatik, die Symptome des unteren Harntraktes und die Sexualfunktion nachgewiesen werden. Die nebenwirkungs- und schmerzfrei Therapie wird ambulant durchgeführt und besteht aus einer ca 15 minütigen Anwendung, die insgesamt mindestens 4 Mal in wöchentlichen Abständen durchgeführt wird.

Zusammenfassend ist die ESWT ein innovatives, ambulant durchgeführtes Behandlungsverfahren, dessen Wirkung im Gegensatz zu den meisten medikamentösen Therapien auf der Regeneration geschädigten Gewebes beruht. Sie ist aufgrund Ihrer Nachhaltigkeit eine Bereicherung des Therapiespektrums der erektilen Dysfunktion (Potenzstörung), der Induratio penis plastica und des chronischen Prostata-/Beckenschmerzsyndroms.

Wir freuen uns, unseren Patienten seit 2018 an unserem Standort Alten Oper I (Hochstrasse 49) die ESWT für alle o.g. Indikationen anbieten zu können.

Prof. Dr. Peter Rubenwolf

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