PSA – das Pendel schwingt und schwingt und schwingt ……

27.05.2015 | PSA – das Pendel schwingt und schwingt und schwingt ……

Quasi ewig währt der Disput zwischen PSA-befürworter und –gegner. In der Mai Ausgabe des Journal of Urology findet sich eine interessante Veröffentlichung zu diesem Thema (Bhindi et al., Journal of Urology, Vol. 193, 1519-1524, 2015).

Im Mai 2012 hat die amerikanische USPSTF (U.S. Preventive Services Task Force) mit sehr großen Medienaufwand die Empfehlung gegeben, die PSA-basierte Früherkennungsuntersuchung des Prostatakarzinoms zu unterlassen.

Das Universitäre Gesundheitsnetzwerk der Universität Toronto, Canada hat jetzt in einer retrospektiven Untersuchung die Häufigkeit seiner Prostatabiopsien und die Prostatakarzinom Nachweisrate in dem Zeitraum zwischen Oktober 2008 und Juni 2013 untersucht.

Hierbei zeigten sich die folgenden Ergebnisse:

1. Die monatliche Anzahl von Biopsien reduzierte sich nach dem Mai 2012 von 58 auf 35,5 (minus 39%)

2. Die Anzahl von wenig bösartigen Prostatakarzinomen reduzierte sich von 8,5 auf 5,5 (minus 35%) pro Monat.

3. Die Anzahl von hochgradig bösartigen Prostatakarzinomen reduzierte sich von 17,5 auf 10,0 (minus 43%) pro Monat.

Passend zu diesen sehr aktuellen Ergebnissen wurde bereits im Februar 2015 auf dem Genitourinary Cancer Symposium in Orlando, Florida eine Arbeit vorgestellt, welche über ähnliche Entwicklungen berichtete (Hall et al., Journal of Clinical Oncology, Vol 33, No 7_suppl, 2015: 143). Fragestellung dieser Untersuchung war, wie sich die Vorankündigung der USPSTF zum PSA-Screening, welche bereits in 2011 veröffentlicht wurde, auf die Neudiagnosen von Prostatakrebs auswirken würden.

Bei dieser Studie wurden 87.562 männliche Patienten aus der National Oncology Data Alliance (einem amerikanischen Krebsregister), welche im Zeitraum zwischen Januar 2005 und Juni 2013 neu mit einer Krebserkrankung diagnostiziert wurden untersucht.

Zusammenfassend konnten die Untersucher zeigen, dass die Rate von Prostatakarzinomen mit höherer Aggressivität sich in der Zeit zwischen 2011 und 2013 um nahezu 6% gegenüber der Zeit vor 2011 gesteigert hatte. Also ziehmlich genau das, was man durch die Biopsiestudie erwarten konnte - eine Verschiebung zu aggressiveren Karzinomen, möglicherweise hervorgerufen duch spätere Diagnosestellung.

Fazit:

Auf der einen Seite ist es erfreulich das 35% weniger Prostatakarzinome diagnostiziert werden, die wahrscheinlich keiner Therapie bedürfen (wenig bösartige Prostatakarzinome). Auf der anderen Seite werden 43% weniger der hochgradige bösartige Prostatakarzinome gefunden, welche den Patienten wahrscheinlich in naher Zukunft vital gefährden werden. Die zweite Untersuchung zeigt diesen Trend zur häufigeren Diagnosestellung aggressiver Prostatakarzinome bereits auf.

Meine Meinung:

Es war immer meine erklärte Meinung, dass ein nicht idealer Früherkennungsparameter, wie das PSA, auf keinen Fall dazu führen darf, dass er ersatzlos verworfen wird. Vielmehr muss weiter an einer Verbesserung des Parameters geforscht werden und hierzu braucht es weitere Vorsorge. Dem Fakt, dass mit dem nicht idealen PSA Screening neben den hochgradig bösartigen Prostatakarzinomen auch wenig bösartige Prostatakarzinome gefunden werden haben wir längst mit dem Therapiekonzept des „active surveillance“ (aktive Überwachung eines Tumors) Rechnung getragen. Das Ziel ist es also nicht, möglichst viele Prostatakarzinome zu entdecken, sondern die Tumoren zu identifizieren, die lebensgefährlich sein können: und dieser Weg beginnt mit einer urologischen Vorsorge und der Bestimmung des PSA Wertes.

Ihr Prof. Dr. med. Wolf-D. Beecken

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