Prostatakrebs: Moderne bildgebende Diagnostik

Das Prostatakarzinom (Prostatakrebs) ist die häufigste bösartige Erkrankung und dritthäufigste Krebstodesursache bei Männern in Deutschland.

Die sogenannte multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT) der Prostata ist derzeit die diagnostisch genaueste Methode zur Darstellung und Markierung krebsverdächtiger Herde der Prostata. Allerdings reicht das mpMRT nicht aus, um die Diagnose Prostatakrebs mit 100% Sicherheit zu stellen oder oder auszuschließen. Hierfür ist weiterhin eine Gewebeentnahme („Biopsie“) notwendig. Standardverfahren ist bislang die transrektale (d.h. über den Enddarm durchgeführte), ultraschallgesteuerte Gewebeentnahme. Hierbei werden systematisch, d.h. nach einem vorgegebenen Schema, aus verschiedenen Arealen der Prostata mindestens 10 kleine Gewebezylinder entnommen. Die systematische Prostatabiopsie ist daher genau betrachtet nicht zielgerichtet, da der Ultraschall zwar sehr gut zur Abbildung der Prostata, aber nur sehr bedingt zur Darstellung tumorverdächtiger Herde geeignet ist. Daher besteht die Gefahr, daß ein Krebsherd zwar in einem Areal des vorgegebenen Schemas der systematischen Prostatabiopsie liegt, jedoch nicht getroffen wird.

Eine neue Methode, die sogenannte MRT-3D-TRUS-Fusionsbiopsie, bietet aktuell die größtmögliche Aussagekraft in der Prostatakarzinomabklärung. Bei diesem Verfahren wird mit Hilfe einer Ultraschallsonde (TRUS) ein dreidimensionales (3- D) Bild der Prostata erzeugt und mit zuvor angefertigten mpMRT-Bildern der Prostata kombiniert. Dadurch werden beide Bilder des Organs „fusioniert“, also exakt übereinander gelegt. Durch die Kombination von Ultraschall und MRT können nun die Vorteile beider Methoden optimal genutzt werden und im MRT markierte krebsverdächtige Herde bei der Probeentnahme gezielt („punktgenau“) mit der Biopsienadel angesteuert werden. Dadurch erhöht sich ganz wesentlich die Aussagekraft, ob bei einem Patienten ein Prostatakarzinom vorliegt oder nicht.

Im Gegensatz zu allen anderen Bildgebungsverfahren können die Lokalisationen der durchgeführten Stanzbiopsien im 3D-Modell auch gespeichert werden. Im Falle einer unter Umständen später erforderlichen erneuten Gewebeentnahme kann diese Bildinformation problemlos wieder aufgerufen werden. Dies ist besonders dann von Nutzen, wenn bei Vorliegen eines frühen Tumorstadiums eine aktive Überwachung („active surveillance“) des Tumors durchgeführt wird. Ob sich der derzeitge Trend durchsetzt, eine Fusionsbiopsie bereits beim ersten Verdacht auf einen bösartigen Tumor durchzuführen, bleibt abzuwarten, wird aber unserer Auffassung nach die Zukunft der Prostatakrebsdiagnostik darstellen.

Zusammenfassend ist die MRT-3D-TRUS Fusionsbiopsie ein innovatives, optimiertes Bildgebungsverfahren, das Urologen mit entsprechender Expertise erlaubt, neben der klassischen (systematischen) Biopsie zusätzlich tumorverdächtige Areale mit hoher Präzision zu punktieren und somit eine bessere Aussage über das Vorhandensein und die Aggressivität eines Prostatakrebes zu gewinnen. Das besondere Potential der Methode liegt aus unserer Sicht darin, die Frage nach dem Vorhandensein eines Prostatakarzinoms zu optimieren und, im Falle eines Tumornachweises, dem Patienten eine detailliertere Information über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten zu geben.

Prof. Dr. med. P. Rubenwolf

zurück