Prostata: Untersuchung

Die gelegentlich als‚ große Hafenrundfahrt’ beschriebene Tastuntersuchung der Prostata findet ihre Erklärung durch ihre anatomische Lage. Die Prostata liegt in der Tiefe des Beckens und steht der Harnblase (prostare: lateinisch für vorstehen; daher: Vorsteherdrüse) vor.
Schiebt der Arzt den Zeigefinger in den Enddarm, stößt er nach wenigen Zentimetern auf die Prostata, die vom tastenden Finger nur durch die Darmwand getrennt ist. Neben der Spannkraft des Analschließmuskels erlaubt die oft geschmähte Untersuchung dem Arzt eine grobe Abschätzung der Größe. Die wichtigste information ist die Konsistenz (Beschaffenheit) der Vorsteherdrüse.
Eine normale oder gutartig vergrößerte Prostata fühlt sich prall elastisch an. Ein Prostatakarzinom tastet sich holz- bzw. steinhart. Der große Nachteil der Untersuchung besteht darin, daß ein tastbarer Tumor in der Regel nicht mehr dem Anspruch der Früherkennung gerecht wird. Meistens handelt es sich bei einem tastbaren Tumor bereits um einen vor Ort fortgeschrittenen Tumor, der die Organgrenzen womöglich schon verlassen hat. Die Untersuchung kann in Linksseitenlage oder am vornüber gebeugten Patienten vorge-nommen werden. Da das Abtasten einen verzerrenden Einfluß auf den PSA-Wert haben kann, erfolgt im Idealfall die Blutentnahme vor der körperlichen Untersuchung.
Insgesamt muss davon ausgegangen werden, daß die Tastuntersuchung von nur eingeschränktem Wert ist, eine große Erfahrung in der Bewertung erfordert und erst in der Kombination mit PSA-Wert und einem transrektalen Ultraschall sinnvoll ist. Beim transrektalen Ultraschall wird die Prostata quasi vor Ort und mit fast unmittelbarem Kontakt der fingerförmigen Sonde mit der Drüse gemustert. Die Stärke der Ultraschalluntersuchung besteht in einer genauen Größenbestimmung der Prostata. Außerdem erlaubt die Methode bei einer gegebenenfalls erforderlichen Biopsie ein Vorgehen unter Sicht. Zum sicheren Ausschluss eines Prostatakarzinoms ist die Untersuchung nicht geeignet. Selbstverständlich kann die Prostata ‚schnittbildgebend’, also mit Hilfe eines Computer- oder Magnetresonanztomographen (MRT), dargestellt werden. Ähnlich wie bei der Tastuntersuchung und dem transrektalen Ultraschall spielt bei der vermeintlich objektiven radiologischen Untersuchung die Erfahrung des Untersuchers eine entscheidende Rolle. Während die Computertomographie in der Diagnostik der Prostata keine bzw. eine untergeordnete Rolle spielt, gewinnt die Magnetresonanztomographie des Beckens zusehends an Bedeutung. Allerdings müssen bei Einsatz dieser Methode bestimmte Bedingungen erfüllt sein. So empfehlen die aktuellen Leitlinien zur Bekämpfung des Prostatakarzinoms gegenwärtig die MRT erst nach einer konventionellen, randomisierten (den Zufallsprinzip folgenden) Biopsie ohne Tumornachweis bei weiter bestehendem Verdacht auf das Vorliegen eines Karzinoms.

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